Wörterbuch der Theaterpädagogik (erschienen 2003)

Tabori, George

Geb. 1914. Dramatiker, Regisseur, Filmemacher. 1932/33 Studium in Berlin, danach Übersetzer und Journalist in Budapest. 1936 Emigration nach London. 1943–47 Arbeit bei der BBC. 1947–50 Arbeit als Drehbuchautor in Hollywood und New York. Bekanntschaft mit → Brecht, durch den T zum Theater kam. 1951/52 Filmarbeit in Italien und Frankreich. Seit 1951 eigene Stücke und Stückbearbeitungen, seit 1956 eigene Theaterinszenierungen, zunächst in New York, seit 1971 v. a. in Deutschland. 1975–79 Arbeit am Bremer Theater, dort Gründung und Leitung des Bremer Theaterlabors. 1987–90 Leitung des Theaters Der Kreis in Wien, das als Theaterlabor im Sinne des Actor’s Studios von Lee → Strasberg betrieben wurde. 1992 Georg-Büchner-Preis. Im Zentrum seiner Stücke steht immer wieder die Auseinandersetzung mit dem Faschismus und dem Holocaust (Die Kannibalen, 1968; Pinkville, 1970; Mutters Courage, 1979; Das Jubiläum, 1983; Mein Kampf, 1986). T vertritt die Ansicht, dass jeder Darsteller alles, was er für eine Rollenfigur braucht, als gelebte Biographie in sich trägt (Theater des Erinnerns). Dabei steht das Prozesshafte im Mittelpunkt der Theaterarbeit und nicht das  Ergebnis.

Spiele. Köln 1984; Meine Kämpfe. München, Wien 1986; Betrachtungen über das Feigenblatt. Frankfurt a. M. 1993; Theaterstücke. 2 Bde. München, Wien 1994. Bayerdörfer, Hans-Peter/Schönert, Jörg: Theater gegen das Vergessen. Bühnenarbeit und Drama bei George Tabori. Tübingen 1997; Haas, Birgit: Das Theater des George Tabori. Vom Verfremdungseffekt zur Postmoderne. Frankfurt a. M. u. a. 2000; Höyng, Peter: Verkörperte Geschichtsentwürfe. George Taboris Theaterarbeit. Tübingen 1998; Koch, Gerd/Zulechner, Felix: Von Tabori lernen. In: Koch, Gerd u. a. (Hg.): Ohne Körper geht nichts. Berlin, Milow 1999; Ohngemach, Gundula: George Tabori. Frankfurt a. M. 1989; Welker, Andrea (Hg.): George Tabori. Dem Gedächtnis, der Trauer und dem Lachen gewidmet. Porträts. Wien u. a. 1994; Dies./Berger, Tina (Hg.): George Tabori. Ich wollte, meine Tochter läge tot zu meinen Füßen und hätte die Juwelen in den Ohren. Improvisationen über Shakespeares Shylock. Dokumentation einer Theaterarbeit. München,  Wien 1979.

GABI BEIER