Wörterbuch der Theaterpädagogik (erschienen 2003)

Meyerhold, Wsewolod Emiljewitsch

1874–1940. Schauspieler, Regisseur, Theaterleiter. 1898–1902 Mitglied des von Stanislawski und Nemirowitsch-Dantschenko gegründeten Moskauer Künstlertheaters (MCHAT). Seit 1905 experimentelle Theaterarbeit mit den Ausdrucksmitteln des symbolistischen Theaters (bewusst stilisierte Bewegungsformen, kunsthafte rhythmische Diktion), die ihn zu seinem Konzept des ,bedingten Theaters‘ führte. Arbeit als Regisseur an verschiedenen Theatern (Komissarshewskaja-Theater, Petersburger Hoftheater). 1913 Gründung eines eigenen Studios, wo M neben Pantomimen und anderen experimentellen Aufführungen auf der Basis traditioneller Spielformen (Commedia dell’Arte, Kabuki, Balagan) ein eigenes Schauspielkonzept entwickelte. Erarbeitung des Grundgerüsts der Biomechanik. 1920 Ernennung zum Leiter der Theaterabteilung in Lunatscharskis Kommissariat für Volksbildung. Ausrufung des ,Theateroktobers‘ (Forderung radikaler Reformen bis hin zur Schließung aller bürgerlich-akademischen Theater; Gründung  des ,Ersten Theaters der RSFSR‘). 1921 Entlassung. Seit 1923 Leitung verschiedener eigener Theater, wo er mit seinen ,konstruktivistischen‘ Inszenierungen zunehmend der Kritik durch Stalins Kulturapparat ausgesetzt war. 1939 Verhaftung. 1940 Hinrichtung. M ist neben Stanislawski der bedeutendste Repräsentant der russisch-sowjetischen Theateravantgarde  im Schriften. Berlin 1979.

Bochow, Jörg: Meyerholds letzte Briefe. In: Theater der Zeit, 1994, H. 2; Feldman, Oleg (Hg.): W. E. Meyerhold. Nasledije. Moskau 1998; Gladkow, Aleksandr: Meyerhold. Moskau 1990; Rudnizki, Konstantin: Reshisser Meyerhold. Moskau 1969; Scherel, Aleksandr (Hg.): Meyerholdowski Sbornik. Moskau 1992.

JÖRG BOCHOW / GABI BEIER