Wörterbuch der Theaterpädagogik (erschienen 2003)

Kluge, Alexander

Geb. 1932. Jurist, Filmemacher, Schriftsteller, Medientheoretiker, TV-Produzent. Gilt mit seinem international erfolgreichen Spielfilm Abschied von gestern (1966) als Vordenker des Autorenkinos und verlieh damit der Bewegung des Neuen Deutschen Films einen wesentlichen Impuls. K entwickelte für seine Filme ein Montageprinzip, das den Zuschauer zu Assoziationen und Interpretationen provozieren und eine Revolutionierung der Gefühle hervorrufen soll. Durch Mehrdeutigkeit von Situationen, Auflösung der Handlungseinheit und ,Verrätselung‘ der Figuren wird die Identifikation mit der Rolle sowohl für die Darsteller als auch für die Zuschauer erschwert. Menschliches Schicksal soll nicht als Einzelschicksal erkannt werden, sondern repräsentativ wirken und den Zwangscharakter gesellschaftlicher Verhältnisse zum Ausdruck bringen.

Schlachtbeschreibung. Olten, Freiburg i. Br. 1964; Lernprozesse mit tödlichem Ausgang. Frankfurt a. M. 1973.

Kluge, Alexander (Hg.): Bestandsaufnahme – Utopie Film. 20 Jahre neuer deutscher Film. Frankfurt a. M. 1983.

Ders./Negt, Oskar: Der unterschätzte Mensch. Gemeinsame Philosophie in zwei Bdn. Frankfurt a. M. 2001.

Bechtold, Gerhard: Sinnliche Wahrnehmung von sozialer Wirklichkeit. Die multimedialen Montage-Texte Alexander Kluges. Tübingen 1983; Grüneis, Olaf: Schauspielerische Darstellung in Filmen Alexander Kluges. Essen 1994; Kötz, Michael/Höhne, Petra: Die Sinnlichkeit des Zusammenhangs. Zur Filmarbeit von Alexander Kluge. Köln 1981; Lewandowski, Rainer: Alexander Kluge. München 1980. Filme: Brutalität in Stein. 1959; Abschied von gestern. 1966; Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos. 1968; Gelegenheitsarbeit einer Sklavin. 1973; Deutschland im Herbst. 1978 [mit anderen]; Die Patriotin. 1979; Die Macht der Gefühle. 1983; Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit. 1985; Vermischte  Nachrichten. 1986.

GABI BEIER / GABRIELA NAUMANN